Moderne Schulungskonzepte - Inhalte und Konzepte von Schulungen
Im ersten Schritt muss es modernen Schulungskonzepten gelingen, beim Patienten die Bereitschaft auszulösen, sich auf die Schulung einzulassen, denn im Falle des Diabetes fürchtet der Schüler die Folgen der Therapie, weil der Diabetes mellitus in unserer Gesellschaft maßgeblich mit Verzicht belegt ist. Gerade Menschen mit Typ 2-Diabetes lernten bisher überwiegend, was sie nicht dürfen. Wer möchte lernen, was er nicht darf? Möchte nicht jeder lernen, was er darf? Oder besser: Was er mehr darf als zuvor?

Nach modernen Vorstellungen muss der Schulungsleiter zunächst Sympathie bei seinen Teilnehmern aufbauen und ihnen das Gefühl geben, sich für sie zu interessieren. Hierauf basierend erfolgt dann der Aufbau von Vertrauen in sinnvolle und erfolgreiche Lösungsmodelle. Nach einem derartigen Ansatz kann das Schulungs- und Therapiekonzept niemals nach ein bis zwei Wochen abgeschlossen sein, sondern die erste Schulung muss den Start auf dem Weg zum Erfolg darstellen.

Dieser Weg müsste ständig hinterfragt werden, um Lebensbejahung aber auch Phasen der Resignation bzw. Rückschritte frühzeitig zu erfassen. In Deutschland neigen wir dazu, ergebnisorientiert zu denken: „Ich muss dieses oder jenes erreichen...“. Für einen chronisch Kranken, zum Beispiel einen Diabetes-Patienten, wird diese Lebenseinstellung immer nahe am Verzicht entlang führen, weil “ ich dies oder jenes nicht erreicht habe...“. Würde der Weg als Ziel beschrieben bzw. erlebnisorientiert empfunden, könnte sich der Patient täglich auf diesem Weg zum Ziel nicht nur bestätigen, sondern auch wohlfühlen, ohne zu hohe Ansprüche zu stellen. Der Schlüssel zum Erfolg heißt: Erlebnisorientiert (Lebensqualität), statt ergebnisorientiert (Lebensquantität).

Blutzuckerkontrolle ist wichtig

Die Schulung der Zukunft fordert die (vorübergehende) Blutzuckerselbstkontrolle von Anfang an., denn wie soll ein Mensch mit Diabetes, der sich mit hohen Blutzuckerwerten wohlfühlt, verstehen, dass der Diabetes mellitus eine Bedrohung sein kann? Der hohe Blutzuckerwert wird erst durch die Blutzuckerselbstmessung sichtbar gemacht. Die zwei- bis dreiwöchige Blutzuckerselbstmessung vor und nach dem Essen führt dazu, dass sich der Patient für die Ernährung und die Verbesserung der Diabeteseinstellung interessiert.

Information individuell anpassen

Die Information zur körperlichen Bewegung, Ernährungsformen, Antidiabetika und anderen Themen sollten für jeden Betroffenen individuell besprochen und an sein Lebenskonzept angepasst werden. Die Schulung der Zukunft besteht daher aus einer Mischung von Gruppen- und Individual-Schulung. Das betreuende Umfeld bei sehr jungen und sehr alten Menschen kann eingebunden werden. Ein solcher Ansatz gibt keinen vorgefassten Lösungsweg einer guten Behandlungsstrategie vor, sondern jedem Mensch mit Diabetes mellitus wird ein Angebot zur Lösung vermittelt, welches er akzeptieren oder modifizieren darf.

Inhalte im Lehrplan festlegen

Schulung soll so aufgebaut werden, dass der Schulungsinhalt auf Grund eigener Erfahrung mit den Blutzuckerselbstmessungen wichtig ist. Es sollte jedes Schulungsthema angesprochen werden, auch die gefürchteten Folgekomplikationen, so lange die Patienten keine Abwehr signalisieren. Der Ablauf der angesprochenen Fragen ist frei, was besprochen wird, sollte jedoch anhand eines Lehrplans festgelegt und standardisiert werden.

Neues Programm im Internet

Ein Schulungsprogramm, welches die moderne Vorgehensweise konsequent umsetzt, und damit versucht, maßgeschneiderte Lösungswege einer modernen Diabetestherapie zu finden, ist das Programm „Schulung und Verhalten für insulinpflichtige Diabetiker“, entwickelt von der Universität Hannover. Es wird demnächst im Internet zur Verfügung gestellt werden.